Zertifizierter Barkeeper werden

Wer Barkeeper werden möchte, kann zwar keine staatlich anerkannte Ausbildung absolvieren, aber Barschulen besuchen, um zertifizierte IHK-Abschlüsse zu erlangen. Danach stehen dem Cocktail-Experten viele Wege offen.

Von Michael Braun

Barkeeper werden: so kann’s gehen

Die richtige Mischung macht’s, zumindest bei Andrea Liepelt und Kevin Köhler. Beide sind professionelle Barkeeper und haben sich für eine ungewöhnliche Berufsausbildung entschieden – und beide haben danach ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen.

Barkeeper Ausbildung: Weiterbildungen und Spezialisierungen

Doch der Reihe nach: Am Anfang stand der grundsolide Ansatz. Andrea Liepelt hat im Gesundheitsbereich eine Ausbildung abgeschlossen, Kevin Köhler in der IT. „Dort habe ich auch gutes Geld verdient, dann aber schnell gemerkt, dass es nicht das ist, was ich ein Leben lang machen möchte“, sagt Kevin Köhler. Also reifte bei ihm die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen. „Seit meinem 18. Lebensjahr war es immer mein Traum, hinter der Bar zu arbeiten, doch selbst als mir klar war, dass ich in diesen Job wechseln möchte, gab es natürlich auch große Zweifel.“ Kein Wunder, wenn man eigentlich schon voll im Job steht. Und dann ist da ja auch noch die Freundin, die auch erst davon überzeugt werden muss, dass es okay ist, dass sich mit dem neuen Job auch das Leben komplett verändern wird. Denn Barkeeper werden heißt: „Man kommt nicht selten erst um 6 Uhr morgens nach Hause, hat einen vollkommen anderen Tagesablauf“, erklärt er. Das müsse man wissen, das werde einem aber auch in der Ausbildung vermittelt.

Feinheiten erlernen in der Barkeeper Schule

Das Wort Ausbildung muss man hier etwas anders verstehen: Barkeeper oder Bartender ist keine staatlich anerkannte Ausbildung, dafür kann man aber anerkannte IHK-Abschlüsse erlangen, und dann verschiedene Weiterbildungen und Spezialisierungen aufsetzen. Was man wissen muss: Die Ausbildung muss komplett selbst finanziert werden, anders als bei einer normalen Ausbildung bekommt man keine Vergütung. Dafür ist die eigentliche Zeit an der Schule oder Akademie auf einige Wochen beschränkt. Danach kann man den Barkeeper Job antreten, zum Beispiel in Festanstellung, auf selbstständiger Basis oder aber auch im Seminar- und Schulungsbereich. Andrea Liepelt und Kevin Köhler haben hier unterschiedliche Wege eingeschlagen.

Cocktailkurs für Jedermann: mit Spaß lernen

Andrea Liepelt hat sich umorientiert, als das Thema Cocktails noch nicht so angesagt war wie heute. Am Anfang ihres Weges standen Praktika, zuerst mit einer weniger guten Erfahrung in einer Disco, dann bei einem Cateringunternehmen, bei dem sie gefördert wurde und Erfahrungen sammeln konnte. „Ich habe mich für die Barkeeper Ausbildung zum American Bartender an der Barschule in Rostock entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und sehr vielfältig schult“, sagt sie. Sie hat sich selbstständig gemacht mit einer mobilen Cocktailbar und war damit einige Zeit auf Festen, Feiern und Partys unterwegs. Diverse Fernseh- und Radiosender wurden auf dieses ungewöhnliche Konzept aufmerksam, so kam die Unternehmerin gut ins Geschäft. Trotzdem hat sie immer einen Nebenjob in Teilzeit behalten. „Das würde ich auch jedem Berufsanfänger in dieser Branche empfehlen“, sagt sie. So könne man seine Fixkosten absichern und den Cocktailbereich in Ruhe auf- und ausbauen.

Andrea Liepelt

Für Andrea Liepelt bedeutete das: Sie fand in Lüdinghausen ein Ladenlokal und gründete dort ihre eigene Cocktailbar. „Die lief auch lange gut, bis 2013 die Neuregelung in Kraft trat, dass in Kneipen und Bars nicht mehr geraucht werden darf.“ Die Kundschaft blieb aus, sie verabschiedete sich von ihrem Traum und suchte sich wieder einen normalen Job – doch das Thema Cocktail ließ sie nicht los. Heute arbeitet sie wieder mit Getränken – wenn auch vorerst nur nebenbei. Sie gibt unter dem Label „Geschüttelt & Gerührt“ (www.geschuettelt-geruehrt.de) Workshops für Cocktailfans. Dafür arbeitet sie mit dem Küchenstudio Einbauküchen Menger in Essen-Rüttenscheid zusammen, wo Kleingruppen Kurse wie „Von Gin bis Vodka“ oder „Alles Beere“ besuchen können. Auch ein Cocktailkurs in Firmen oder im privaten Kreis ist möglich. „Ich habe einfach gemerkt, dass Cocktails meine große Leidenschaft sind. Und wenn ich die Faszination auf diesem Wege weitergeben kann, ist das doch wunderbar“, sagt sie.

Kevin Köhler

Barmixer in attraktiver Location

Kevin Köhler hat einen anderen Weg eingeschlagen – er mixt heute in Festanstellung Cocktails und lockt Kunden aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet nach Düsseldorf. Als Senior Bartender bei der Hotelkette „25hours“ kann er nicht nur seinen Bartender-Traum leben, sondern auch eine ganz spezielle Location bespielen: Die Bar des Hotels liegt im 17. Stock und steht nicht nur Hotelgästen offen. „Hier kann ich eigene Kreationen entwickeln und Ideen einbringen, das war mir wichtig“, sagt Kevin Köhler. Er empfiehlt, neben der eigentlichen Zertifizierung laufend Erfahrungen zu sammeln und sich mit anderen Barkeepern auszutauschen. Deswegen ist Kevin Köhler auch immer wieder einmal in anderen Bars anzutreffen. „Ich bin stets auf der Suche nach neuen Ideen, Tipps und dem Austausch mit Kollegen“, sagt er. Außerdem stehen bei ihm wie bei Andrea Liepelt weitere Fortbildungen auf dem Plan. Denn die Cocktailwelt entwickelt sich immer weiter, außerdem gibt es viele Möglichkeiten der Spezialisierung. „Es gibt immer etwas zu lernen, man ist nie fertig“, sagt Kevin Köhler. Wie beim Cocktail gilt auch beim Job des Barkeepers selbst: Die Mischung macht’s.

Info: Barkeeper ist kein anerkannter Ausbildungsberuf

Interessenten treten keinen anerkannten Ausbildungsberuf an, sondern eine Schulung, bei Bedarf mit IHK-Abschluss. Diverse Schulen bieten Ausbildungskurse, Weiterbildungen und Spezialseminare an. So kann man Barkeeper, Bartender, Barmixer, Barmeister oder Barmanager werden – und sich später weiter spezialisieren. Ein Grundlagenkurs zum American Bartender dauert etwa eine Woche und kostet zwischen 500 und 750 Euro, ein Kurs zum International Bartender dauert etwa vier Wochen und kostet zwischen 1500 und 2200 Euro. Förderungen sind über den Bildungsscheck oder Prämiengutschein möglich.

Links:

Barschule Rostock - American Cocktail College (barschule-rostock.de)
European Bartender School Berlin (www.bartenderschule.com)

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